Montag, 9. Januar 2012

Dietmar Bartsch im Schafspelz erwischt

Gretchens treffsichere Frage - oder

Wachsamer Stadtvorsitzender bewahrt DIE LINKE Dresden in letzter Minute vor dem Äußersten.


von Sophia Sinner

Der wachsame Vorsitzende der Dresdner Genossen, Tilo Kießling, hat am ersten Weihnachtsfeiertag 2011 einen klaren Standpunkt zu Dietmar Bartsch abgegeben. Unter dem Titel: 

Da bin ich nicht einverstanden, Genosse.

zeigt er grossmütiges Verständnis, das aber seine Grenzen hat.

Dietmar Bartsch gab zwei Tage vor Weihnachten(!) der WELT-online ein Interview, mit Auskünften zu seinem thronräuberischen Ansinnen, für DIE LINKE seine Erfahrungen und sein Wissen künftig als Parteivorsitzender zur Verfügung zu stellen. Das kann man dort (Welt-online) alles selbst nachlesen.

(Übersetzt:)
A-a-a-aber wenn Du jedermann zu Essen gibst, Jesus,
das wäre (keuch!)  Sozialismus.
Ein Aufschrei weltanschaulichen Entsetzens durchbrauste den Dresdner Parteivorsitzenden, als Genosse Bartsch sich am Schluss auf einen kleinen Disput zum Thema Weihnachten einlässt:
Welt Online: Der vielleicht einzige Erfolg der SED ist die Entchristianisierung in der ehemaligen DDR. Wie kommt es dann, dass die Leute so zäh an dem Brauch Weihnachten festhalten?
Bartsch: Ich bestreite, dass das ein Erfolg der DDR ist, überhaupt ist Entchristianisierung nicht mit dem Begriff Erfolg zu verbinden. Weihnachten ist ein Fest mit einer großen Tradition. Ich finde, diese christlich-abendländische Tradition sollten wir in jedem Fall beibehalten. Sie hat zu tun mit Nächstenliebe, mit Menschlichkeit, mit Besinnung. Das Weihnachtsfest ist etwas Besonderes.
Welt Online: Wer war Jesus Christus?
Bartsch: Er war jemand, der für die Armen und Entrechteten, für Frieden und für eine gerechte Welt gekämpft hat. Und ich glaube, dass es hilfreich für jeden ist, hin und wieder mal in die Bibel zu schauen, was da von Jesus Christus steht.
Das ist mehr, als rechtschaffene Atheisten (felsenfest) glauben, ertragen zu können. An der Frage nach der Religion (Gretchenfrage) scheiden sich bekanntlich die Geister der Gläubigen - und Atheisten gehören (gottlob) oft  zu den Härtesten.
T. Kießling: Wer aber in einem Interview als Kandidat für den Parteivorsitz die religiöse Neutralität verletzt, begeht vor der Geschichte und vor vielen atheistischen Mitgliedern einen schweren Fehler.
Klare Ansage: "Schwerer Fehler". Das braucht man für künftige Parteiverfahren in einer "Partei, die immer Recht" hat. So urteilten seit je die Hüter der heiligen Keule, der "reinen Lehre", wenn sie mit ihrer platten Weltanschauung jemanden als feindlich-negativ, opportunistisch, formalistisch, trotzkistisch oder luxemburgistisch - kurzum, als Abweichler von der einzig wahren Linie brandmarken konnten - für später, wenn man endlich mal die Macht hat - oder wenigstens einen Eispickel.

Der erste Kommentator merkt auch gleich an: 
Hendrik: Zitat: “Ein Buch, das als Begründungshintergrund für Krieg und Unterdrückung genausogut funktionierte, wie für Frieden und Widerstandskampf, kann keine ernsthafte Option zur Orientierungssuche für aufgeklärte Menschen sein.”
Mit Deiner Argumentation muss ich auch sämtliche Werke von Marx und Engels als “ernshafte Option zur Orientierungssuche” per se ablehnen.
T. Kießlings Argumentation erinnert ein wenig an die hochgeschleuderte Maus im Genick des Elefanten. Und richtig, da ruft auch gleich einer: "Würg ihn, Egon!". Als (vorerst) letzter Kommentator kommentiert ein "an Oberflächlichkeit nicht zu überbietender" Besserwisser:
Allerdings ist der oberlehrerhafte Ratschlag, “in die Bibel zu schauen”, ein an Oberflächlichlichkeit nicht überbietbarer Hinweis.
"Oberlehrerhaft" - tja, wer keine treffenden Verben hat, charakterisiert mit einem Eigenschaftswort. Und wer nicht einmal das besitzt, der bläst sich ein Substantiv richtig auf.

Hauptsache, Bartsch wird disqualifiziert. Egal auf welchem Niveau.,

Alles das ist en detail nachlesbar unter Da bin ich nicht einverstanden, Genosse. Auch Peter Porsch hat sich dort übrigens geäußert.

Darüber gerät einem beinahe völlig aus den Augen, was in der Überschrift des Bartsch-Interviews steht:
Bartsch fordert einen "neuen Aufbruch der Linken"
Wir respektieren das christliche Denken,
wenn es das Denken ist, das dem Wort Christi folgt,
 der die Händler aus dem Tempel geworfen hat.
 SALVADOR ALLENDE