Eine gewisse Distanz zwischen Wort und Sache ...
von Bernd Rump
Beim Betrachten der Fotos von der Demonstration zu Karl und Rosa fiel mir ein, dass ich Ende der achtziger Jahre ein Lied dazu schrieb, das ich meinem Freund Klaus Peter Schwarz widmete. Wenn ich an die jüngste unglückliche Debatte denke, mit der die Vorsitzende der Linken gedachte, die Kommunismusfrage mit der Zukunftsfrage zu verbinden, fiel mir ein, ob es nicht auch hier richtiger wäre, dem Rat von Karl Marx zu folgen, die Toten die Toten begraben zu lassen.
Bernd Rump 2010 |
Vor mehr als zehn Jahren in Angkor erzählte mir unser Reiseführer sein Leben. Er war der einzige Überlebende seiner Familie und seiner Schulklasse. Über den Begriff Kommunismus war die Diskussion entstanden, aber sein Begriff davon war seine Geschichte. Und ich verstand, dass diese Realität nicht zu löschen ist. Es geht wohl nicht nur um einen anderen Weg, sondern um eine andere Zukunft, die noch keinen Namen hat.
Einmal Bruder Januar
Werden wir hier gehen
Wieder ist ein kaltes Jahr
Tief gefroren die Chausseen
Haben rote Fahnen, haben
Blumen mitgebracht
Kommen hierher von der Arbeit
Oder von der Nacht
Es ist Traumzeit
Es ist Raumzeit
Es ist kaum Zeit / Die Kippen glühn
Es ist weit
Keiner hat uns hergeschickt
Alle sind wir einfach da
Keiner der die Sprüche klopft
Kein Halleluja
Alte, Junge, Männer, Fraun
Keine Spitze, kein ZK
Gehen wir diesen Weg zusammen
Sind zusammen da
Es ist Traumzeit
Es ist Raumzeit
Es ist kaum Zeit / Die Kippen glühn
Es ist weit
Dorthin wo Rosa und Karl und
Die ihnen folgten sind
Eisig kommt auch dieses Jahr
Dieser Winterwind
Freiheit ist stets die der Andern
Gehen heißt gegen den Strom
Bruder, wir gehn einfach wandern
So zur Demonstration
Es ist Traumzeit
Es ist Raumzeit
Es ist kaum Zeit / Die Kippen glühn
Es ist weit
(geschrieben 1988)
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